Bad Urach

Das Stift Urach ist Einkehrhaus, Tagungs- und Gästehaus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die spätgotische Amanduskirche beherrscht bis heute das Stadtbild von Urach. Sie wurde von 1475 bis 1500 erbaut, man geht jedoch davon aus, dass es sich dabei um eine Erweiterung einer älteren Kirche handelt. Urach war im Mittelalter Sitz der Grafen von Württemberg, so befindet sich hier auch der Betstuhl des Grafen Eberhard. Er berief 1477 die Kanoniker vom gemeinsamen Leben, die einen "mittleren Weg" zwischen Weltklerus und Ordensleben suchte. (Das passt ausgezeichnet zur Kirchlichen Arbeit Alpirsbach mit ihrem Klosterleben auf Zeit!) Nicht durch Gelübde, sondern auf freiwilliger Basis zum gemeinsamen Leben und persönlicher Besitzlosigkeit verpflichtet, sahen die von den Ideen Geert Grotes und der "Devotio moderna" beeinflussten Brüder ihre Aufgabe in Seelsorge, Bildungsarbeit und Studium. Die Brüder bekamen die Pfarrkirche (Patrozinium: Amandus, Maria und Andreas) übertragen, die in eine Stiftskirche umgewandelt wurde. Auch wurde ihnen alsbald die städtische Lateinschule anvertraut. Die Bedeutung der Uracher Kanoniker ergibt sich mit Blick auf die Universität Tübingen, die im gleichen Jahr gegründet worden war. In Tübingen wurde ein eigenes Studienhaus eingerichtet und der zweite Uracher Propst, Gabriel Biel, erlangte eine zentrale Rolle bei der Herausbildung der Theologie an der Tübinger Hohen Schule. Der Reformator Sloweniens, Primus Truber, slowenisch  Primož Trubar, geb. am 9.Juni 1508 in Rašica, Unterkrain; gest. am 15. Juni 1586 in Tübingen-Derendingen gilt als Begründer der slowenischen Schriftsprache wie auch der evangelischen Kirche in Slowenien. Er übersetzte von 1553 bis 1561 das Neue Testament aus der Lutherbibel ins Slowenische. Auf seine Anregung hin richtete Hans Ungnad von Sonegg in Urach 1560 – 1566 eine Druckerei ein, in der seine Schriften sowie südslawische Übersetzungen des Neuen Testaments hergestellt wurden.

Nach Auflösung des 1818 dort eingerichteten Niederen Theologischen Seminars im Jahr 1977 gründete die württembergische Landeskirche 1980 das Einkehrhaus Stift Urach, seit 2010 befindet sich dort nach Umbau und Erweiterung auch das Pastroalkolleg der Württembergischen Landeskirche.