Adventsbrief 2011
Im Advent 2011
Werte Freundinnen und Freunde der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach!
Dieser Rundbrief wird Sie hoffentlich noch vor Weihnachten erreichen. Ich schreibe ihn in der letzten Woche des Advent. Dass das Kirchenjahr mit dem 1. Advent beginnt, hat einen sehr äußerlichen Grund: Die liturgischen Bücher begannen seit alters mit diesem Datum. Dadurch wurde der Kirchenjahreskreis bis Pfingsten zu einer Abbildung der neutestamentlichen Heilsgeschichte. Von Trinitatis bis zum Ende des Kirchenjahrs spricht man von der „festlosen Zeit“, in der aber doch die Evangelien-Lesungen voll von Geschichten vom Leben und Wirken Jesu sind, und jede davon ist ein Fest des Glaubens!
Der kalendarische Jahreswechsel wurde von Julius Caesar im Jahr 45 v.Chr. auf den 1. Januar festgesetzt. Im julianischen Kalender folgt auf drei Jahre mit 365 Tagen ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Das steht uns 2012 bevor. Weil aber das Sonnenjahr genau 365,2422 Tage umfasst, ergab sich im Laufe der Zeit eine beachtliche Differenz zwischen dem Kalender- und dem Sonnenjahr. Darum bestimmte Papst Gregor im Jahr 1582 die Korrektur, dass die Schalttage in den Jahrhundertjahren ausfallen, die nicht durch 400 teilbar sind. So gab es einen 29. Februar 2000, aber die Jüngeren unter den Lesern dieses Rundbriefs, die das Jahr 2100 erleben werden, müssen dann auf den Schalttag verzichten.
Ich muss Ihnen die traurige Nachricht geben, dass unser hochgeschätzter Kantor KMD Hans-Dieter Schlosser am 24. Oktober verstorben ist. Er wurde am 1. April 1940 geboren und ist in Uhlbach, am Fuße des Württembergs aufgewachsen. Sein Konfirmator Helmut Goes, der Bruder des Dichters Albrecht Goes, weckte
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in ihm den Wunsch, das Orgelspiel zu erlernen. Er studierte zunächst Pädagogik und wirkte auch einige Jahre im Schuldienst, doch dann wandte er sich dem Studium der Kirchenmusik zu und legte 1968 die A-Prüfung ab. Seine erste Kantorenstelle hatte er in Stuttgart-Untertürkheim, wechselte dann nach Blaubeuren, wo er als Musiklehrer am Ev.-theol. Seminar, in der Kirchengemeinde als Organist und Kantor wirkte. Davon hat die Kirchliche Arbeit Alpirsbach viele Jahre mit den von ihm organisierten Sommerwochen in Blaubeuren profitiert. Seit 1972 stand ihm die Geigerin Renate Wohlfarth als Ehefrau zur Seite. 1987 wurde er Kirchenmusikdirektor in Schweinfurt.
Ich habe ihn mit meiner Berufung in den Leitungskreis der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach kennengelernt. In den teilweise heftigen Auseinandersetzungen um die Frage, ob diese sich den neueren semiologischen Erkenntnissen zuwenden sollte, verkörperte er zusammen mit Eberhard Weismann und Hartmut Schmidt die kluge Stimme der behutsamen Entschiedenheit. Er bildete sich in Essen bei Prof. Godehard Joppich fort und half zunächst durch die Praxis des Singens, dann durch die Erstellung von Erprobungsheften, die von Erstarrung bedrohte Buchholz-Tradition in dessen Geist des Fortschreitens zum Besseren zu wenden.
Nach der Riege der Kantoren Prof. Hartmut Schmidt, Prof. Gert Zacher und Eberhard Popp wuchs ihm die Rolle des Primus inter pares der jüngeren Kantoren zu, die er auch in seiner verlässlichen und freundlichen Art wahrgenommen hat. Ich habe ihn stets dafür bewundert, wie er die Wochen so vorbereitete, dass die Teilnehmer sich von Anfang an sicher geleitet fühlten. Er hatte ein äußerst sensibles Gespür für Menschen und ihre Fähigkeiten und setzte diese immer geschickt ein, sodass sie sich gefördert fühlen konnten – ich sage das aus ganz eigener Erfahrung!
1998 ist er vorzeitig in Ruhestand gegangen und lebte mit seiner Frau im Allgäu, wo er vielerlei Dienste in Chören und als „Kurkantor“ versah und auch mehrere Kurse für „Jungkantoren“ der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach durchführte. 2007 zog er in seinen Heimatort Uhlbach zurück und war weiterhin als Organist im Raum Stuttgart tätig, bis ihm seine 2010 beginnende Krankheit mit Schmerzen in den Gelenken und der linken Hand und zunehmende Schwäche dies schließlich ganz unmöglich machte. Deshalb hat er sich auch von seiner Verantwortung im Leitungskreis und im Kantorenkreis der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach entbinden lassen. Wir haben mit einer Schola am Ende des Trauergottesdiensts aus der Komplet das Responsorium „Herr, du bist meine Stärke, in deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott“ und das Nunc dimittis, den Lobgesang Simeons, gesungen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren…“.
Immer wieder erhalte ich Anregungen, im Rundbrief Dies oder Jenes zu erörtern – die Zusammensetzung des Leitungskreises oder die Gründe für die Organisationsform der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach als Stiftung oder das „Wesen der KAA“. Ich habe im letzten Rundbrief über den Leitungskreis berichtet. Es gibt auch die kleine Schrift „Orientierung“, die ich vor einigen Jahren zum Zweck einer kurzen Information verfasst habe. Sie kann bestellt werden. Wir haben die Internet-Seite der KAA neu gestaltet, und darin soll über die Organisation und vieles andere Auskunft gegeben werden. Sie ist aber leider noch immer nicht „up to date“, wie man das heute sagt, weil die damit Beauftragten nicht die Zeit dafür finden. Ich verspreche, mich persönlich dafür einzusetzen, dass die Website bis Ende Februar intakt ist.
Über das „Wesen“ der KAA kann man sowieso nicht im Internet vernünftig informieren. Kürzlich wurde ich von jemand, der mir bekannt vorkam, angesprochen: „Wir kennen uns doch von der Gregorianik?!“. Wir hatten uns auf einer Gregorianischen Woche kennengelernt. Manchmal erhalte ich einen Gruß „in Gregor“. Das zeigt, dass unsere „Kirchliche Arbeit Alpirsbach“ im Wesentlichen mit „deutscher Gregorianik“ in eins gesetzt wird. Das war aber nicht die Absicht der Gründerväter Richard Gölz und Friedrich Buchholz!!!
Was bedeutet eigentlich der Name „Kirchliche Arbeit“? Gewiss ist das Stundengebet im Rhythmus des Tages und die Vollform der Messe als eine für den Protestantismus wiederentdeckte Aufgabe ein Ausgangs- und Kernpunkt der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach. Aber sie darf nicht darauf verkürzt werden.
Gottesdienst, das war die reformatorische Erkenntnis der Theologen der Luther-Renaissance, die in der formativen Periode der KAA eine wichtige Rolle gespielt haben, Richard Gölz, Ernst Bizer, Paul Schempp, Richard Widmann, Ernst Wolf, Götz Harbsmeier, ist nicht nur eine Sache der Liturgie, des gestalteten Gottesdienstes als Feier, sondern eine Sache des Lebens im Alltag, der Lebenspraxis und Frömmigkeitskultur. Das haben sie in der Zeit des Nationalsozialismus politisch bewährt. Gölz war wegen der Deckung von Juden im KZ und ist 1992 mit seiner Frau in Yad Vashem als einer der Gerechten unter den Völkern geehrt worden.
Die Liturgie lebt von der Theologie und die Theologie lebt von der Liturgie. Und die christliche Lebenspraxis als „Lebensform des Glaubens“ wächst als Gottesdienst im Alltag der Welt aus der Liturgie heraus und wird in der Theologie reflektiert und verantwortet. In diesem Bezugssystem vollzieht sich die „Kirchliche Arbeit Alpirsbach“. Deshalb haben sich Richard Gölz und Friedrich Buchholz dagegen gewehrt, dass diese als „Bewegung“ oder gar als „liturgische Bewegung“ angesehen wird. Es gab heftige Kontroversen mit der „Berneuchener Bewegung“. Bewegungen sind „Trends“, die sich manchmal verflüchtigen und manchmal verfestigen. Die Kirchliche Arbeit Alpirsbach wollte kein Trend sein oder werden, sondern in diesem Bezugssystem von Liturgie, theologischer Reflexion und christlicher Lebenspraxis die Normalität „kirchlicher Arbeit“ darstellen.
Ich zucke deshalb immer etwas zusammen, wenn die „deutsche Gregorianik“ als das Ganze der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach apostrophiert wird, sosehr ich das gregorianische Stundengebet als eine mir ganz persönlich gemäße Form der Spiritualität verstehe: vom Text der Heiligen Schrift geleitet, wird im gregorianischen Choral „hörbar“, woraus der Glaube wächst („fides ex auditu“ – der Glaube erwächst aus dem Hören). Es ist eine Spiritualität der Unterordnung und Disziplin, nicht der Exaltation und Ekstase – die unbestritten auch an ihrem Ort berechtigte und nötige Expression des Glaubens sind.
Spiritualität zu „beschreiben“ ist fast unmöglich. Musik muss man hören, um von ihr berührt zu werden. Das Kennenlernen und Analysieren von Notenblättern hilft nicht viel weiter. Kochbücher lesen ist interessant, doch richtig auf den Geschmack kommt man erst beim Kochen und Kosten selber. Ähnlich ist es bei den Methoden des Meditierens und Betens. Man kann über die Spiritualität reden, doch was wirklich dahinter steht, erfährt man erst durch das eigene Praktizieren. Man muss sich in das Stundengebet hineinbegeben. Bei Luther haben wir aber gelernt: Gott finde ich nicht nur im Hören auf das Wort und im Gebet, sondern auch in der Arbeit. Ora et labora hieß schon der Grundsatz des Hl. Benedikt von Nursia. Das eine soll mit dem anderen verbunden sein. Die Arbeit mündet im Gebet, sie wird dort reflektiert und in die Beziehung zu Gott gebracht. Das Gebet moti-viert mich zum Nachdenken, zum Danken und Loben. Es stärkt meine Fähigkeit zur Selbstkritik und zum feinfühligen Urteilen. Es öffnet mir Wege zur Integration all meiner Kräfte. Alles wird in seinem Zusammenhang mit Gott betrachtet. Im Blick auf Gott erhalte ich Impulse für meine Tätigkeiten.
Das praktizieren wir in unseren Gregorianischen Wochen durch die Verbindung von Studium und Singübung mit dem Stundengebet. Ich wünsche mir sehr, diese Form der Spiritualität jungen Menschen verständlich, nachempfindbar und erlebbar zu machen. Laden Sie junge Leute zu uns ein!
Rückblick
Epiphaniaswoche 01. – 06. Januar (Bericht von Sibrand Foerster, Düsseldorf/Berlin)
Zur 36. Epiphaniaswoche in Kloster Heiligkreuztal (jährlich seit 1976) versammelten sich in diesem Jahr 32 Teilnehmende. Wir hielten eine Gedenkandacht für den 2010 verstorbenen Pfarrer Walter Sohn, der bei sehr vielen Wochen dabei war und häufiger als Präses chori der Woche vorgestanden hatte. Die täglichen Homilien gestaltete Pfr. Arnd Breuning, Nürtingen mit Bezug auf die Jahreslosung, aber auch unter Aufnahme des Tagungsthemas. Ein sangesfreudiger Konvent, dem Melodien und Liturgie von Weihnachten und Epiphanias bestens vertraut sind, sang engagiert und von Anfang an sangesfähig auf hohem Niveau unter dem Kantorat der beiden Kantoren Rudolf Rienau und Elisabeth Hofmann. Der rector studiorum Prof. Dr. Karlfried Fröhlich, aus Princeton/USA über Tübingen angereist, gestaltete ein hoch interessantes, sehr weit gespanntes und sehr lebendiges Studium zu dem Tagungsthema „Grundzüge des Paulusbildes in der Kirchengeschichte“ unter Bezugnahme auf die Texte der überlieferten Paulusbriefe, unter Einbeziehung anderer zeitgenössischer Quellen, nachpaulinischer Briefe und Texte, Überlieferungen der Kirchenväter bis hin zu Texten Martin Luthers. Es entstand ein buntes Bild mit einer großen Vielfalt von Bezügen und mit der Unterscheidung und Trennung von mindestens 12 verschiedenen Paulusbildern unter diversen Stichworten: historischer Paulus, Paulus der Briefschreiber (- Briefe an Gemeinden, Briefwechsel mit Tacitus, Plinius, Cicero, Seneca um nur einige zu nennen), Paulus als Legende (der Wandermissionar, der Wunderheiler), Paulus der Heilige, Paulus als Lehrer und Professor, Paulus als Offenbarungsempfänger und Visionär, um nur einige zu nennen. Als Programm für nur 4 Tage konnte alles nur kurz angerissen werden. Vertieft und im Wortsinn bildhaft unterlegt brachte Prof. Dr. Fröhlich aufgrund seiner profunden Kenntnis der Kunstgeschichte Bildmaterial mit, mit welchem er die entstandenen Beschreibungen eindrücklich unterlegte.
Pfr. Christoph-Heinrich Foerster aus Berlin rundete dies Bild mit der Predigt zu Johannes 1, 15 – 18 in der abschließenden Epiphaniasmesse harmonisch ab, die auf das Studium und die Homilien Bezug nahm. Wer aus der Fülle der Gnade lebt, wird erfüllt von einer tiefen, getrosten Freude, die sich der durch Jesus Christus gewordenen Gnade und Wahrheit verdankt. Wir dürfen die Freundlichkeit Gottes schmecken und sehen. So konnten alle gestärkt, mit der Gemeinschaft dieser Tage beschenkt und von dem Geschehen der Epiphanie erfüllt wieder nach Hause ziehen.
Osterwoche für Frauen 26.-28. April (Bericht von Kristel Butschardt)
Zum ersten Mal in der Geschichte der Alpirsbacher gab es eine Woche nur für Frauen im Kloster Bursfelde. Ein rundum gelungenes Experiment, eine Tagung getragen von schwesterlichem Miteinander. Im wunderschön gelegenen Kloster Bursfelde an der Weser stimmte alles. Die heimelige Atmosphäre des Tagungshauses, das Bio-Essen, die gemütlichen Zimmer, auch für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte geeignet, und vor allem die romanische Klosterkirche. Der Komplex, der aus zwei voneinander getrennten, einer Ost- und einer Westkirche besteht, ist ein idealer Ort für gregorianischen Gesang.
Die Stundengebete wurden alle in der Westkirche mit ihrer idealen Akustik gefeiert. Kein einziges Mal musste während der Psalmen die Tonhöhe angeglichen werden. Ein besonderes Erlebnis war jeden Abend die Complet nur bei Kerzenschein.
Das Studium mit Bischöfin i. R. Maria Jepsen, war ein weiterer Gewinn. Das etwas sperrige Thema brachte sie bereits im ersten Studium auf den Punkt: „Gemeinsam suchen, glauben, leben.“ Wie finde ich in der Auseinandersetzung mit anderen meinen eigenen Standpunkt im evangelischen Glauben, in der Ökumene, mit anderen Religionen? Was ist die Stärke meiner Konfession, was die der anderen? In ihrer leisen und ruhigen Art hat Frau Jepsen viele Fragen angesprochen, die Teilnehmerinnen herausgefordert, den je eigenen Standpunkt zu benennen und zu begründen. Das Studium mündete dann auch in die Frage, was andere Religionen wohl an uns sehen und von uns wünschen.
Die Homilien von Pastorin Iris Habersack und die Messepredigt von Pfarrerin Morgenstern brachten das Ostergeschehen nah und waren dabei immer auch auf die Suche nach dem eigenen Standpunkt ausgerichtet. Fazit: Einen Standpunkt finden, aber nicht auf dem Punkt stehen bleiben, sondern unterwegs sein zu einer versöhnten Vielfältigkeit.
Die erste Frauenwoche sollte nicht die letzte sein, das war der Wunsch aller. (Auch die Männer könnten einmal eine eigene Woche erproben.) Der Dank aller Teilnehmerinnen galt Andrea Morgenstern für die Organisation und die Predigt bei der Messe, Iris Habersack für die Homilien und unseren Kantorinnen Elisabeth Hofmann und Anne Winkler sowie Bischöfin i.R. Maria Jepsen, die den Teilnehmerinnen viel Gepäck zum Nachdenken und Reflektieren mitgab.
Pfingstwoche 13.-17. Juni (Bericht von Christoph-Heinrich Foerster, Berlin)
Die Pfingstwoche 2011 im Michaeliskloster Hildesheim vom 13. bis zum 17. Juni war für die 22 Teilnehmenden durchatmet vom Wehen des Geistes Gottes, einer ungeteilten Hingabe an Studium, Singen und Gebet und einer großen zwischenmenschlichen Dichte. Für die Gottesdienste. Andachten und das Üben und Hören ist kein Raum besser denkbar als sowohl der Ostchor der Kirche, der hohe Chor, die Kreuzkapelle und der Kapitelsaal. Und dass Stundengebete an der Christussäule Bernwards trotz der vielfältigen Nutzungen der Kirche und der Restaurierungsarbeiten an der Kirche möglich waren, ist ein unerwartetes Geschenk für die Teilnehmenden; denn nur für die Zeit der Renovierung des Hildesheimer Domes ist die Bronzesäule mit Darstellungen aus dem Leben Jesu aus der ottonischen Zeit an ihren ursprünglichen Ort zurückgekehrt. Die Bildwelt korrespondierte mit den gregorianischen Melismen aufs innigste.
Die in den Stundengebeten gesungenen Melodiemodelle wurden von Kantor KMD Georg Popp mit großer Geduld und Genauigkeit vorbereitet, wiederholt, eingeübt und korrigiert und klangen am Freitagmorgen, als sie in der Messe gesungen wurden, als seien sie tägliche Sprache und Rede.
Das Studium, das von dem Präses Dr. Rüdiger Schloz geleitet wurde, orientierte sich am Studienthema „Reformation und Freiheit“. Von der in seiner Philosophie der Geschichte von Georg Friedrich Wilhelm Hegel entfalteten These: „Der Mensch ist durch sich selbst bestimmt frei zu sein“ ausgehend und in der darin zum Tragen gebrachten Kritik an der verfassten Kirche um der im Glauben erfassten Kirche willen, wurden Abschnitte aus der Denkschrift der EKD „Taufe und Freiheit“ behandelt: Wunderbare Verwandlung, Petra Bahrs Aufnahme des Gedichtes Stationen der Freiheit von Dietrich Bonhoeffer; Freiheit als Verborgener Motor der Geschichte von Michael Beintker; vier Lebensformen, die das Verhältnis von innerer und äußerer Freiheit ausdrücken. Hans Joachim Iwands Aufsatz „von der christlichen Freiheit“ erinnerte vor allem daran, daß Freiheit für Martin Luther Gnade ist und nicht Natur.
Die Homilien nahmen die Verheißung Sacharjas auf: es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth, und buchstabierten das Werk des Geistes mit den Tages-losungen in drei Schritten: seinem Leiten, seinem Erfüllen, seinem Überführen. Denn Jesus hat seinen Jüngern gesagt, wie sie das Leben, in das sie hineingeboren wurden, bejahen können ohne Angst und ausgerüstet mit dem Trost, der sich auswirkt in allen ihren Lebensäußerungen und Lebensregungen als Ausdruck des in der Taufe geschenkten Lebens: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Die Predigt in der Messe, die der Hildesheimer Superintendent Aßmann hielt, nahm vor allem auf die Haltung Bonhoeffers Bezug und fasste damit das Studienthema zusammen: Zur Freiheit seid ihr befreit, so seht nun zu, dass ihr nicht fallt.
Abschlussgedicht am 17. Juni von Erhard Egidi, Hannover, zur Alpirsbacher Pfingstwoche Anno Domini 2011 im Michaeliskloster Hildesheim:
S Schon nahet sich uns jetzt die Abschiedsstunde.
P Pfingsthymnen haben täglich wir gesungen.
I In Bernwards Kirche sind die schon erklungen
R recht früh: Vor tausend Jahren – so die Kunde.
I Im Studium wurd gefragt in unsrer Runde:
T taugt die Reformation, wenn sie gelungen,
U uns wohl zur Freiheit, die so schwer errungen?
S so kam uns Antwort aus berufnem Munde.
D Der Kantor übt uns trefflich im Gesang.
O Ohn´ ihn wir hätten können nicht bestehn.
M Mit ihm war´s eine Kur für Leib und Seel.
I Ich sag für alles nun von Herzen Dank.
N Noch hoffe ich, dass wir uns wiedersehn
I in Bernwards Gottesburg St. Michael.
Sommerwoche I der KAA 16. bis 24 Juli (Nachbetrachtung von Dr. Barbara Axthelm)
„Wer zählt die Völker nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen…“ (natürlich Schiller und nicht B.A.!)
Die 37 Konventualen der Gregorianischen Woche Gernrode hatten eine bemerkenswerte Herkunftsmixtur: 6 Sachsen, 4 Bremer, 1 aus Schleswig-Holstein, 2 aus Sachsen-Anhalt, 5 Thüringer, 1 Hesse, 4 Berliner, 2 aus Mecklenburg-Vorpommern, 4 aus Nordrhein-Westfalen, 2 Niedersachsen, 4 aus Baden-Württemberg und zwei Letten. Unter ihnen gab es 3 Novizen und sage und schreibe 6 (!) Mitglieder des Leitungskreises – bunt und schön. Freude!
Gäste aus Lettland sind für den Konvent seit Jahren ein besonderer Zugewinn. Sie zeigen, dass „unsere Kirchliche Arbeit“ auch in fernen Orten lebendig ist. Dass wir durch diese Arbeit innerlich verbunden sind war deutlich spürbar. Una und Santa haben sich im Konvent schnell „zu Hause“ gefühlt und unser Antiphonale war ihnen gut vertraut.
Für unsere Seelen ist diese Juliwoche Freudenquelle. Woraus speist sie sich? Immer sind es der Schätze viele:
Das Singen und Beten der Psalmen, das Schweigen vor und nach den Stundengebeten, das Erleben des eindringlich schönen ottonischen Kirchenraumes durch die Tageszeiten hindurch, fröhliche Gemeinschaft im Konvent.
Dankbar erinnern wir uns an das interessante Studium mit mannigfaltigen Diskussionen, an die Mühen und auch die gelegentliche Heiterkeit der Singübungen, an den turbulenten Bunten Abend mit Speisen für Leib und Geist, an den traditionell schönen Ausflug in die liebliche Harzlandschaft, an die Harmonie im Konvent und die vielfachen Begegnungen und Gespräche untereinander..
Es gab Austausch über verschiedene Positionen zum Proprium der KAA und auch „Manöverkritik“- sowohl im Plenum als auch im Kreis der Offizialen- die ganz gewiss hilfreich sein wird bei den Vorbereitungen für 2012.
Am Ende ein Fazit: Eine Woche die nachklingt.
Das Messeopfer erbrachte einen Betrag von 956 € und wurde zu gleichen Teilen für den Konvent in Lettland und die Cyriakuskirche Gernrode bestimmt.
Herbstwoche in Bad Urach 30.9. – 3.10.
Es war eigentlich ein Tagungsangebot des Einkehrhauses der Württembergischen Landeskirche, das an diesem durch den Nationalfeiertag verlängerten Wochenende eingeweiht wurde. Prof. Soergel führte in die Gregorianik ein, und die Teilnehmer waren mit dem Herzen dabei, die meisten kamen über die Ausschreibung des Einkehrhauses, wenige über die Vorschau der KAA. Es war ein konzentriertes, aber lockeres und fröhliches Bemühen um die Stundengebete und die Messestücke des Alpirsbacher Antiphonale – Studium und Singübung flossen organisch ineinander. Wegen der Einweihungsfeierlichkeiten war die Amanduskirche zum Teil verstellt, aber es gab auch andere geeignete Orte für die Stundengebete. Die Messe fand aus dem gleichen Grund in einem kleinen Kirchlein in der Nähe statt, für die Teilnehmer war das eine willkommene kleine Exkursion.
Wir werden 2013 die zweite Sommerwoche, die auch die 80. Jubiläumswoche der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach sein wird, in diesem Haus als gemeinsame Veranstaltung mit dem Einkehrhaus durchführen.
Vorschau
Da dem Rundbrief die schön gestalteten Flyer beigelegt werden, sehe ich es nicht mehr als erforderlich an, zusätzlich ausführliche Einladungen zu jeder Woche zu schreiben. Auch über die vorläufige Planung für das Jahr 2013 gibt der Flyer Auskunft.
Ich beschränke mich daher auf wenige Hinweise. Die für Alpirsbach in diesem Jahr geplante Sommerwoche II musste leider abgesagt werden, weil nicht einmal eine Handvoll Anmeldungen eingingen. Wir werden deshalb im kommenden Jahr 2012 wieder eine Woche in Alpirsbach anbieten. Prof. Bernhard Leube, der Prorektor der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen und Leiter des Amtes für Kirchenmusik der Ev. Landeskirche in Württemberg hat ein Studium über Luthers Liederwerk zugesagt. Er schreibt dazu: „Das Studium dieser Woche gilt dem gesamten Liederschaffen Martin Luthers. In unterschiedlicher Ausführlichkeit werden im Laufe der Woche sämtliche Lieder Luthers besprochen, meditiert, reflektiert und vor allem: gemeinsam gesungen. Luthers Intentionen, die ihn im Blick auf das Singen der Gemeinde bewegten, werden insbesondere anhand seiner Gesangbuchvorreden vergegenwärtigt. En passant entsteht eine Phänomenologie des geistlichen Singens, die im gegenwärtigen Kontext popularmusikalischen Singens einen notwendigen Kontrapunkt bildet.“ Ich hoffe inständig, dass sich recht viele bald zu dieser Woche am Stammsitz unserer Kirchlichen Arbeit anmelden.
Im Jahr 2012 ist das Thema der von der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgerichteten „Luther-Dekade“ zur Vorbereitung auf das Reformations-Jubiläum 2017 „Reformation und Musik“. Wir nehmen dieses Thema auch in der Herbstwoche in Püttlingen auf, bei der Prof. Dr. Joachim Conrad das Studium leiten wird. Die Reformation legte einen Grundstein der europäischen Musikkultur – vom Gemeindegesang bis zur Hausmusik. Dafür stehen Komponisten wie Bach, Schütz, Telemann und Händel, aber auch der Leipziger Thomanerchor, der 2012 sein 800-jähriges Bestehen feiert.
Im Jahr 2013 wird die Kirchliche Arbeit Alpirsbach 80 Jahre alt. Die Jubiläumswoche wird wegen der Verschie-bung nicht in Alpirsbach, sondern in Bad Urach stattfinden. Wir beabsichtigen aus diesem Anlass, im kommen-den Jahr 2012 mit Kantor Ulrich Weissert und Annegret Ernst-Weissert eine CD aufzunehmen, in der die Skulpturen-Orgel von Claudius Winterhalter und Gesänge der Alpirsbacher Konvente zum Klingen kommen.
Darf ich wieder dringend darum bitten, Ihre Anmeldungen möglichst sofort vorzunehmen, wenn Sie wissen, an welcher Woche Sie teilnehmen wollen?! Ein frühzeitiger Überblick erleichtert die Planung und erspart uns Zitterpartien. Die letzte Frist für Anmeldungen ist acht Wochen vor Beginn. Dann sollten wir möglichst alle Anmeldungen haben. Aber wir müssen schon erheblich früher ein Bild davon gewinnen, ob die Mindestzahl von 12 Teilnehmern mit einiger Wahrscheinlichkeit erreicht werden kann.
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Aus dem Leitungskreis
Über die Planung der Neu-Edition des Alpirsbacher Antiphonale kann ich leider immer noch nur berichten, dass der Band Weihnachten/Epiphanias und die Gemeindeausgabe der Komplet noch Formatierungsprobleme bereiten und sich die Drucklegung deshalb wider Hoffen und Erwarten verzögert hat. Weiterhin bitte ich Sie alle für dieses gewaltige Vorhaben um ihre Mithilfe in materieller und geistlicher Hinsicht, insbesondere um Ihre Fürbitte.
Ein besonderes Anliegen ist die Verbindung der Freunde der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach untereinander. Sibrand Foerster bittet dringend um Ihre Unterstützung bei Adressenänderungen. Die Post sendet meist nicht nach, sondern ohne Information zurück, und wenn sie nachsendet, erfahren wir die neue Adresse auch nicht. Dann ist der Kontakt abgebrochen. Bitte teilen Sie Adressenänderungen unbedingt Herrn Foerster mit, sowohl eigene als auch von anderen, von denen Sie Kenntnis erhalten. (Rechtsanwalt Pastor Sibrand Foerster, Friederike-Fliedner-Weg 26, 40489 Düsseldorf-Kaiserswerth, Fon 0211/4054017, sibrand.foerster@t-online.de).
Zu guter Letzt
Darf ich wie immer herzlich und dringend darum bitten, den diesem Rundbrief beiliegenden Überweisungsträger zu nutzen, um der Stiftung die jährlich erbetenen € 20.- bis € 30.- zukommen zu lassen? Auch ein geringerer Betrag ist hilfreich - und natürlich ein höherer erst recht willkommen! Bitte helfen Sie nach Kräften mit, dass die Kasse stimmt! Ich erlaube mir auch noch einmal, auf die Möglichkeit hinzuweisen, der Stiftung Kirchliche Arbeit Alpirsbach ein Vermächtnis zuzuwenden. Das Stiftungskapital bedarf nach wie vor dringend der Aufstockung, um die Arbeit langfristig abzusichern. Die Edition des neuen Alpirsbacher Antiphonale wird große Summen an Druckkostenzuschüssen verschlingen. Deshalb sind wir auf Ihre Zuwendungen mehr denn je angewiesen.
Außerdem finden Sie wieder drei Faltblätter beigefügt mit den Terminen und Angeboten von 2012 und einer Vorschau auf 2013 sowie einer Kurzbeschreibung der KAA. Bitte geben Sie diese an mögliche Interessenten weiter. Sie können auch jederzeit weitere Faltblätter anfordern. Ich möchte Sie ganz eindringlich darum bitten, sich dafür einzusetzen, dass neue und jüngere Teilnehmer zu unseren Wochen kommen. Die wirkungsvollste Werbung ist immer noch die Mund-zu-Mund-Propaganda!
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein behütetes Jahr 2012 und grüße Sie herzlich. Seien Sie Gott befohlen!
Ihr
(Dr. Rüdiger Schloz)