Osterwoche 2016 Hildesheim
Herein spaziert in die Welt der Gregorianik à la Alpirsbach! Da findet tatsächlich eine Osterwoche in Hildesheim statt. Also nix wie hin! Ich komme in den Saal und werde von Dr. Thomas Bergholz freundlich begrüßt. Bei Vorstellung in der Runde bemerke ich, dass ich als Katholik zwischen der konzentrierten evangelischen Kompetenz sitze. Man versichert mir aber, ökumenisch außerordentlich orientiert zu sein. Das beruhigt fürs Erste. Es stellte sich aber sofort eine Enttäuschung ein, da Prof. Gero Soergel aus Tübingen, auf den man sich besonders gefreut hatte, aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte. Zu Beginn der Gregorianischen Wochen sollen, wie es in dem Heft „Orientierung“, Kapitel 4.1 letzter Absatz, heißt, Neulinge eine Einführung in die KAA und in die Grundzüge der Gregorianik erhalten. Dies soll Unklarheiten und Unsicherheiten des Anfangs beseitigen. Aber diese Grundlagen musste ich mir durch penetrantes Erfragen erobern. Da der Tagesablauf durch das Stundengebet bestimmt ist, mussten wir sofort mit den Singübungen starten. Thomas Bergholz als Cantor leitete diese. Mit dem revidierten Alpirsbacher Antiphonale für Ostern wurden die Psalmen und andere biblische Texte in der Sprache Luthers in der Revision von 1984 erschlossen, obwohl es durch die Transponierung aus dem Lateinischen hier und da zu Ungereimtheiten kommt. Ich hatte zwar in grauer Vorzeit schon einmal Gregorianischen Choral gesungen, aber erstens hat sich diese Fähigkeit in meinem Gehirn längst verflüchtigt und zweitens hatte ich es hier mit Gregorianik in deutscher Sprache zu tun. Ich sang „chorisch“ mit und kam relativ schnell wieder rein. Nach dem Abendessen kam es mit der Complet zum Ernstfall. Das ging nur deshalb gut, weil im Konvent Könner dieses Genres waren. Nach erster getaner Pflichtübung erwartete mich mein Bett. Am anderen Morgen um 7 Uhr (also noch zur halben Nacht) musste der Konvent zur Matutin anwesend sein, dies konnte ich nur mit eiserner Disziplin ermöglichen. Das heißt: Der Konventuale sollte nach Möglichkeit 120 % an geistiger und körperlicher Fitness mitbringen. Nach dem gemeinsamen Frühstück konnte ich den nachfolgenden Laudes schon etwas beruhigter entgegen sehen, obwohl ich dort solistisch einen Psalm, bestehend aus ganzen sechs Noten, zu bewältigen hatte. Als das überstanden war, konnten wir vom Rektor Studiorum Prof. Dr. Berthold Klappert zum Thema „Passamahl und Abendmahl“ Auslassungen an unser Ohr dringen lassen, die sehr informativ, dicht und anspruchsvoll waren. Ich hatte den Eindruck, in einer Vorlesung zu sitzen. Mit Fachausdrücken war er per Du. Einen Kaegi oder Stowasser zur Hand gehabt zu haben, hätte nicht geschadet.