Epiphaniaswoche 2014 in Heiligkreuztal

Heiligkreuztal, 1. – 6. Januar 2014

„Herr, tue meine Lippen auf ...“ – bei der ersten Matutin der Epiphanias-Woche halten alle Mitglieder des Konvents die neue Ausgabe des Alpirsbacher Antiphonale für Weihnachten und Epiphanias in den Händen: ein schöner Band in dunkelrotem Kaliko mit Golddruck und zwei farblich abgestimmten Lesebändchen. Alle Stundengebete des Tages und die Messe in einem Band, gut lesbar und in einer Hand zu halten, das erfreut Herz und Sinn. Die langjährigen Mühen vieler Menschen haben dies ermöglicht und sind dabei mit aufmerksamem Interesse und Empathie von den Freunden der Kirchlichen Arbeit Alpirsbach begleitet worden. Dank und Anerkennung für die Väter, Mütter und Macher dieser nach dem Kirchenjahr gegliederten Neuausgabe können nicht groß genug sein. Gleichzeitig wurde die Complet in einer Ausgabe für die Gemeinde aufgelegt, ein handlicher kleiner, nachtblau in Kaliko mit Golddruck gebundener Geschenkband.

Zum Jahresbeginn hatten sich im Kloster Heiligkreuztal 25 Geister in einem Geist zusammen-gefunden, darunter drei „Erstlinge“. Präses Rüdiger Schloz nannte die Anwesenden in der konstruktiven Runde des letzten Abends am Beispiel der Statio einen vorbildlichen, harmonischen Konvent. Getreu der Devise Von nichts kommt nichts, wurde mit dankbarem Applaus lebhaft die unermüdliche Präsenz derer bedacht, die den ungetrübten Ablauf einer so langen Tagung ermöglicht haben.
Der Dank (in der Reihenfolge des Abends, z.T. O-Ton Laudator Schloz) des Konvents galt dem Rektor Studiorum Prof. Dr. Klaus W. Müller, Öschingen; mehr dazu später. Kantorin Elisabeth Hofmann, die sich enorm verdient gemacht hat um den nun vorliegenden Weihnachts- und Epiphanias-Band sowie aktuell um diesen Konvent in Heiligkreuztal. Mit guter Laune, vollem Körpereinsatz und ohne Rücksicht auf erkältungsbedingte Einschränkungen, hat sie den Konvent mobilisiert und motiviert, sich auf den neuen gregorianischen Stil einzulassen. Kommentar aus dem Konvent: “Immer wenn es nervt, wird es gut“. Mit ihrem Enthusiasmus, leichten Dehn- und lustigen Einsingübungen hat sie uns vom überlieferten „Klötzchen-Singen“ zur Gestaltung längerer Phasen geführt. E.Hofmann wurde vielstimmig darum gebeten, weiterhin zu nerven!
Barbara Wurz: Hebdomadaria, Cameraria und Organisatorin wurde für die Führung des Konvents in guten Bahnen sowie das kernig/körnige Geschäft der Gesprächsführung im Haus und der Kassenführung das Testat erteilt: „so perfekt, wie es überhaupt geht“. Mit der Einsetzung des Gruppentaxis für Ankommende und Abreisende, hat sie aus der Not eine Tugend gemacht. Dadurch entfällt die zeitaufwändige Choreographie für Privatfahrzeuge vor allem bei der Anreise; die Kosten für den Einzelnen sind moderat. In dem von ihr geplanten Tagesablauf waren, im Vergleich zu früheren Tagungen, lange Übergangsphasen eingebaut. Diese wurden allgemein als wohltuend empfunden und im Lauf der Woche zunehmend für persönliche Gespräche genutzt.
Homiliator (Lk 3,1-6; Lk 3,21-22) für zwei der Homilien und Celebrans war Ali Beck. Er wählt für die KAA die Lektionen aus, die sich als Linie durch alle Konvente eines Jahres ziehen. Dieses Amt hat er schon zu dessen Lebzeiten von Walter Sohn „geerbt“ und betreibt es seither mit Sorgfalt und großem Engagement.
Dank ging auch an die Lektor-inn-en Ute Schliwa, Walter Pehl und Brunhilde Schanz.
Und an Siegfried Müller, der unermüdlich als Capellarius, Hostiarius, Luminarius, Candelarius und Sakristans morgens als Erster und abends als Letzter, vor der Statio und nach jedem Stundengebet im Einsatz war.
Nach der dankbaren Erwähnung von soviel Vor- und Fürsorge durch Rüdiger Schloz dankte Barbara Wurz ihm für die Übernahme der Homilien (LK 3,1-14; Lk 3,15-20) und das Amt des Präses. Großer Applaus für Alle!
Lobend sei auch das vielseitige Frühstücksangebot im Haus erwähnt, mit reichlich Kaffee auf den Tischen und Tee zur Selbstbereitung aus der Kategorie der 5-Sterne-Gastronomie. Schade, dass er deshalb mit der persönlichen Getränkeliste abgerechnet werden musste. Mittags erwartete uns gute schwäbische Hausmannskost in der Klostergaststätte.

Last not least: ein paar Zeilen zum Studium über das Thema “Martin Luther und Erasmus von Rotterdam. Der Streit um die Willensfreiheit und seine bleibende Aktualität“. Wie hat der Schöpfergott den Menschen angelegt? Liegt die Entscheidung für Gutes oder Böses im freien Willen des Menschen? Liegt sie bei Gott allein? Ein Thema, das weder im Disput dieser beiden streitbaren Theologen noch durch Philosophen erhellt werden konnte – denn – „Wer ist wie Gott?“ Das Studium hat einen Kanon neuer Denkansätze erschlossen, die Dr. Müller in einem köstlichen, fiktiven Dialog zwischen dem niederländischen Feingeist Erasmus und dem drastischen Deutschen Martinus entwickelte – viel Anregung in (zu) wenig Zeit.

Die Kollekte widmete der Konvent einmütig der Syrien-Katastrophenhilfe der Diakonie, Stichwort “Syrienflüchtlinge“.

Summa summarum war es eine inhaltlich, organisatorisch, zwischenmenschlich und geistlich perfekte Epiphanias-Woche. In der letzten Homilie sprach Ali Beck im Anschluss an Augustin von den krächzenden Raben und den lieblich, sehnsuchtsvoll gurrenden Tauben, weil doch zu unserem Wohl der Geist als Taube erscheine. So wie auch wir uns in der Woche singend bewegen sollen, hat nämlich Origenes, allegorisch für den Heiligen Geist, den gurrenden Ton der Taube beschrieben: rein und beschwingt und zur Höhe emporstrebend (mundus et volucris et in sublime consurgens).

Heide Szanto